Prozess-Tag Nr. 12 vom 26. Juni 2024

[Prozessbeginn: 11 Uhr]

Der Vorsitzende Richter (VR) verkündet dass der Zeuge Karl-Heinz L. Verzogen sei, deswegen habe die Ladung ihn nicht erreicht. Er sei angerufen worden und jetzt am 24. Juli 2024 auf 13.30 Uhr geladen.

Am 24. Juli sei auf 9.30 Uhr der Zeuge KHK W- als Zeuge geladen.
Am 26. Juli 2024 plane man den medizinischen Sachverständigen Dr. W. anzuhören.

Der VR fragt nach Neuigkeiten aus den Prozessen in Frankfurt und München.

Der GBA Klemm berichtet, dass sich in Frankfurt der Angeklagte Maximilian E. zu seinen persönlichen Verhältnissen geäußert habe, aber dabei auch immer wieder Bruchstücke zur Sache dabei gewesen seien.

[11.16 bis 13.37 Uhr]

  1. Zeuge Thomas W.

Der Zeuge Thomas W. gibt an, 1958 geboren zu sein.
Der VR bittet ihn Angaben zu dem Angeklagten Markus L. zu machen, da dieser zu seiner Person keine Angaben machen will.

Der Zeuge erzählt, dass er Markus L. schon seit mindestens zehn Jahren, hätte ihn aber nie politisch erlebt habe. Er kenne ihn nur als freundlichen-netten Menschen und hätte ihm in „jeden Fall meine Waffen überlassen“.

Er sei  seit sechs Jahren Vorsitzender des Schützenverein „Attempto Sportschützen Bad Urach 1997 e.V.“ und Markus L. sei Sportleiter bei „Attempto“ gewesen.

Der VR fragt nach den Aufgaben eines Sportleiters und der Zeuge antwortet, dass ein Sportleiter neue Mitglieder betreut, hinter ihnen stehe und mit den Vereinswaffen oder seinen eigenen Waffen schießen lasse. Neue Mitglieder oder Interessierte seien normalerweise alle über 20 Jahre alt, weil großkalibrige Waffen nur ab diesem Alter benutzt werden könnten.

Er selber, so der Zeuge, schieße mit allen Waffen und recht gut. Später fragte der VR den Zeugen nach seinen privaten Waffen und der Zeuge gab an, er habe vier Kurzwaffen und zehn Langwaffen. Im weiteren Verlauf der Befragung gab der Zeuge an mehrere hundert Schuss an Munition zu besitzen. Für die Vereinswaffen würde man nur gekaufte Munition verwenden.

Der Schießverein „Attempto“ sei 1997 in Bad Urach gegründet worden und im Dachverband „Bund Deutscher Sportschützen“ organisiert, anders als der „Schützenverein Urach 1748 e.V.“ [in dem Markus L. auch aktiv war]. Im Schützenhaus des SV Urach in Bad Urach würden sich auch andere Vereine einmieten, wie etwa „Attempto“. Sie hätten dort geregelte Öffnungszeiten. Markus L. sei als Sportleiter nicht mehr als drei Tage in der Woche für Aufsicht da gewesen.

Markus L. habe er „immer als ruhigen Person“ erlebt, auch in der Corona-Krise habe er nie politisiert. Er „war irgendwie total neutral“. Da rege er sich mehr über die Regierung auf.

Von der Teilnahme von Markus L. an Demonstrationen habe er erst nach dessen Verhaftung erfahren.

Als private Waffen habe er gewusst, dass Markus L. Pistolen, Revolver und Gewehre, darunter ein halbautomatisches Gewehr, besitze. Er habe auch eine Genehmigung zum „nichtgewerblichen Umgang mit Sprengstoff“ gehabt, genauso wie er selbst. Damit könne man Munition wieder laden. Das sei billiger.

Die Schießleistungen von Markus L. seien sehr gut gewesen, er sei „mit Leib und Seele Sportschütze“ gewesen. Er hätte als „Mitglied unserer Pistolenmannschaft“ an Wettkämpfen  teilgenommen und habe bei Kreiswettkämpfen vordere Plätze belegt.

Markus L. habe zu keiner Zeit Zugriff auf den Vereinswaffenschrank gehabt und sei mindestens einmal in der Woche beim Schießtraining gewesen.

Er habe gewusst, dass Markus L. in der Nachtschicht bei Bosch gearbeitet hätte und einmal verheiratet gewesen sei.

Angesprochen auf die Mitgliedschaft von Markus L. gab der Zeuge an, dass sie vom Verband gezwungen worden seien sie zu kündigen. Bis dahin habe er nicht gewusst, dass der „Markus L.“ aus der Presse Markus L. sei. Zuletzt habe er ihn kurz vor Weihnachten gesehen.

[Anmerkung: Die Hausdurchsuchung mit anschließender Inhaftierung war am 22. März 2023. Markus L. war Sportleiter und bis zu drei Mal die Woche da. Sein Fehlen muss aufgefallen sein. Hat er sich nicht erkundigt, was mit ihm ist?]

Der Psychiater Prof. Hebel fragt den Zeugen noch einmal nach Auffälligkeiten und der Zeuge meint Markus L. sei „rundum normal“ gewesen. Zu einigen anderen Vereinsmitgliedern habe er ein näheres Verhältnis besessen.

Auffällig war, das er sehr freundlich war und jedem Hilfe angeboten habe.
Er hätte auch reagiert, wenn jemand sich rechts verhalten hätte.
„Wenn einer übertrieben mit dem Hitlergruß ins Vereinsheim kommt dann wird er freundlich darauf hingewiesen das er das zuhause machen kann.“

Der Generalbundesanwalt (GBA) fragt nach Tattoos und ob ihm der Spruch „Si vis pacem para bellum“ [Tattoo von Markus L., Latein für „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“] etwas sage.

Weiter fragt ihn der GBA, ob bei ihm im Verein mit Leuchtspurmunition geschossen worden sei, was der Zeuge verneint.

Der Rechtsanwalt (RA) Steffen Hammer fragt den Zeugen, was für ihn ein Reichsbürger sei?
Der Zeuge meint, jemand der die Bundesrepublik ablehne.
Hammer fragt weiter, was er getan hätte, wenn ein Mitglied des Vereins als Reichsbürger geoutet worden wäre.
Der Zeuge antwortet, dass er er ihn zur Rede gestellt hätte.

Der RA fragt: „Hätten sie ihm auch ohne Druck die Mitgliedschaft gekündigt?“

Der Zeuge antwortet mit „vermutlich ja“, aber „erst wenn er verurteilt wird“.

RA Franz Rösch fragt nach den Kontrollen vom Ordnungsamt in Bezug auf die Waffen in welchen Abständen diese statt gefunden hätten.

Der Zeuge antwortet, es gebe fast jährlich, angekündigte und unangekündigte Kontrollen.

[Der Zeuge grüßt per Hand beim Herausgehen Markus L.]

Der VR fragt ab, welcher der Angeklagten Angaben machen wolle und die jeweiligen RA*innen antworten:

  • Der Angeklagte Alexander Q. möchte sich zur Person einlassen.
  • Der Angeklagte Wolfram S. möchte sich nochmal zwei, drei Stunden einlassen, um  zum Beschluss Stellung zu nehmen.
  • Der Angeklagte Ralf S. möchte zur Person und zur Sache Stellung nehmen.
  • Der Angeklagte Steffen W. möchte sich nur zur Person in Form einer Erklärung ohne Rückfragen einlassen.

Der Rest der Angeklagten will weiter keine Angaben machen.

[14.28-14.57 Uhr: Mittagspause]

 

  1. Zeuge Armin P.

Der Zeuge Armin P. gibt an, 1977 geboren zu sein.

Auf Nachfrage des VR erzählt der Zeuge von seiner Bekanntschaft mit Markus L. Beide seien Mitglied in der Reservistenkameradschaft Nürtingen. Eine Reservistenkameradschaft sei eine Organisation von der Bundeswehr. Organisiert sei man im Verband der Reservisten der Bundeswehr, der beim Landesverband in der Theodor-Heuss-Kaserne angesiedelt sei.

Sie hätten einmal im Monat ein Reservistenkameradschafts-Treffen für zwei Stunden. Von 40 Leuten kämen immer zwischen drei und acht Personen.

Er sei seit 2021 dabei, wurde 2022 zum Vorsitzenden gewählt und Markus L. zu seinem Stellvertreter. L. sei schon vorher dabei gewesen.

Der Vorstand sei für die Jahresplanung und einzelne Treffen zuständig. Die Arbeit sei überschaubar gewesen. Man habe Probleme mit der Überalterung

Markus L. sei eher ruhig gewesen.

Sie seien beide in einem Schützenverein gewesen, aber in unterschiedlichen.

Der VR zitiert eine frühere Aussage des Zeugen, man habe den Schießstand in Großdettlingen angemietet und dort habe er Markus L. getroffen. Der Zeuge erinnert erinnert sich daran.

Markus L. habe sich nie politisch geäußert. Der VR zitiert eine frühere Aussage des Zeugen: „Ich weiß zumindest das er gegen das Impfen war.“

Der GBA Klemm fragt nach der Teilnahme an Wehrübungen?

Der Zeuge meint, diese würden nicht von der Reservistenkameradschaft organisiert.

Von Parallel-Veteranen-Organisationen hat der Zeuge auch nichts mitbekommen.

[Ende: ca. 16 Uhr]